Steininschriften
Steininschriften und Buchdruck in Mainz
Die frühesten Schriften sind in Stein und Ton überliefert. Auch in Mainz lassen sich die Spuren von 2000 Jahren Schriftgeschichte entdecken. Die römische Capitalis findet sich auf den Grabsteinen von Legionären wie auf dem Triumphbogen wieder.
Dagegen sind die beweglichen Lettern von Gutenberg wesentlich kleiner, aber ebenso in Material geschnitten. Zum Drucken wurden sie abgeformt und dann seitenverkehrt mit einer Bleilegierung gegossen. Damit begründete Gutenberg die Typografie, die präzise Gestaltung der Buchstabenformen für die Vervielfältigung.
Buchstaben mit Gewicht
Während sich das Druckereiwesen nach seinen eigenen Anforderungen weiter entwickelte, behielten die Steininschriften ihren repräsentativen Status und wurden – nicht immer steingerecht – den Epochenstilen angepasst. Das Druckerhandwerk verwandelte sich in der 2. Hälfte des 20.Jh. rasant: aus dem Material der wenige Millimeter großen Metalllettern und dem bedruckten Papier wurde der Energieaufwand digitaler Fonts auf den Bildschirmen.
Bildhauerei vs. Beschriftung
Viele Inschriften werden mittlerweile aus digitalen Vorlagen übertragen. Ob sie sich formal dazu eignen oder nicht, scheint gegenüber der Zeitersparnis nicht so wichtig zu sein. Wo handwerkliche Grenzen auftauchen, gibt es technische Lösungen.
Meistens aber verlieren diese Schriftzüge durch ihre exakte Gleichförmigkeit an Ausstrahlung und Gewicht. Die Steinoberfläche wird genauso behandelt wie ein Schild. Was eine plastische Inschrift sein könnte, wird zur Beschriftung.
Steininschriften haben einen besonderen Anlass
Bei Inschriften geht es nicht um schnelle Information. Sie regen zum Innehalten an. Deshalb ist sorgfältige Gestaltung angemessen. Steininschriften bezeichnen einen Ort. Sie betonen ihren Inhalt. Sie sind oft der Witterung ausgesetzt – und sie altern.