Arbeitsstipendium für Bildhauerprojekt

Im Fokus

Eine aufwendige Studie zu einer Skulptur der deutschen Spätgotik: Im Rahmen des Programms “Im Fokus – 6 Punkte für die Kultur” fördert das Land Rheinland-Pfalz derzeit mit einem Arbeitsstipendium ein Projekt zu Tilman Riemenschneider.

Bildhauerische Recherche zu Tilman Riemenschneider

Ausgangspunkt der Arbeit ist die stark beschädigte Holzskulptur “Muttergottes” von Riemenschneider. Sie wird in seine Anfangszeit als Bildhauermeister um 1490 datiert, nachdem er die Werkstatt in Würzburg gegründet hatte.
Gegenstand der Recherche ist das bildhauerische Nachspüren der Formensprache, begleitet von der zeitgeschichtlich-biographischen Einordnung. Welches Menschenbild vermittelt diese Arbeit? Ist Kunst von alten Meistern veraltet?

Auch eine Muttergottes hat ihr Päckchen zu tragen

Entgegen vieler mittelalterlicher Mariendarstellungen ist bei dieser Skulptur zu spüren, wie eine Frau das Gewicht eines kräftigen Kindes trägt. Manche kindliche Erlöserfigur des Mittelalters schwebt geradezu an den zarten Händen einer unangestrengt-vergeistigten Mutter. Aber hier macht sich der Einfluss genauerer Naturbeobachtung der niederländischen Spätgotik bemerkbar.

Vom Beobachter zum Aufständischen

Riemenschneider hat seiner Zeit gemäß ein Auftragswerk von religiösen Darstellungen geschaffen. Der Tradition und dem Zünftewesen verhaftet, den kirchlichen Auftraggebern verpflichtet, verdankte er den Erfolg aber seiner Art der genauen und lebendigen Gestaltung seiner Figuren. Ob sich daraus eine Haltung herauslesen lässt, die seine Zustimmung zu den Ideen der Reformation und Verständnis für die Ziele der aufständischen Bauern zur Folge hatte?
Seine Parteinahme hat ihn schließlich 1525 die körperliche Unversehrtheit und bürgerliche Existenz gekostet.

Eine ausführliche Dokumentation folgt nach Abschluss des Projektes.